Ich bin unterwegs. Alleine. Es tut mir gut. Alleine. Ich bin ruhig. Jeder Tag ist anders. Unerwartet. Unvorhersehbar. Und doch ist das stetige unvorhersehbare die Beständigkeit jeden Tages. In dieser Beständigkeit jeden Tages finde ich die Stille. Aussen. In mir.
Wehen die golden gewordenen Blätter im herbstlichen Wind und fahre ich in Mitten dieses Laubregens, so fühle ich die Magie der Natur in mir. Peitscht mir der Regen wie Nadelstiche ins Gesicht, fühle ich die Einzigartigkeit jeden Momentes in mir. Lasse ich die Räder rollen und blicke um mich, so werde ich demütig angesichts der Schöpfung, die mich umgibt.
Jede Erfahrung, die ich auf dem Fahrrad erlebe, lehrt mich die Einzigartigkeit jeden Momentes und die Kostbarkeit des Lebens. Das Alleine Sein und die Beständigkeit der Tage bringen mich in Einklang mit dem Um-mich. Ich fühle mich so eingebettet, dass ich beinahe vergesse, wer ich bin. Mich auflöse. Vergesse. Es scheint irgendwie nicht mehr wichtig. Wer ich sein will und wer ich war. Das sind alles nur Ideen in meinem Kopf.
Als ich heute mein Spiegelbild sah – und ich sah es schon länger nicht mehr – war ich ganz überrascht von meinem Anblick. Ich fühlte mich gar nicht so, wie die Hülle erschien. Das fand ich sehr beängstigent. Ich fühle mich in mir ruhend und nehme mich von innen heraus wahr und ich fühle auch meinen Körper von innen heraus. Doch wenn ich mich sehe, bin ich mir fremd. Meine physische Erscheinung vermag nicht im geringsten wiederzugeben welch vielfältiges und starkes Wesen in diesem kleinen begrenzten Körper wohnt. Es ist beinahe absurd. Aber auch interessant. Es lehrt mich nämlich, dass ich ein anderes Wesen nicht anhand seiner Hülle erfassen kann. Wie jemand aussieht sagt so rein gar nichts darüber aus, wie jemand ist. Und doch messen wir dem äusserlichen so viel bei. Nicht nur wie andere Menschen erscheinen. Auch wie alles um uns erscheint. Die Tiere und Pflanzen. Wenn alles Körperliche nur der Zipfel dessen ist, was wahrlich IST, dann verpassen wir so viel. Und gleichzeitig erlebe ich, wie sich mein SEIN ausdehnen kann und ich immer weiter reiche. Ich kann mich dehnen und einflächten. Das liebe ich so sehr. Vielleicht fühlt es sich im Moment noch so an, als würde ich mich verlieren oder auflösen. Doch lösen sich nur Konzepte und Ideen auf. In Wahrheit werde ich immer mehr ICH und somit immer mehr Teil von Allem. Ich beginne die Dinge, die ich zu wissen glaube nun endlich zu erfahren und erlebe sie in jeder Faser meines Seins. Es tut mir so gut. Alleine. Mit Allem.